»Der Buchdruck ist bald Geschichte«, schreibt Jeff Jarvis »in einem Brief an ein Kind der Zukunft«. Gähn. Ruft höhnisch: »Siehste!«, wenn es 2040 tatsächlich keine Bücher mehr geben sollte.
Ich glaube nicht daran. Ich will beides, Wissen, Geschichten, Gedanken digital und ganz im Sinne von Monotasking als Buch. Ich will Bücher um mich herum stehen und liegen haben. Die liebevoll ausgestatteten wie auch die rasch weggelesenen »Popcornbücher«. Ich will darin blättern und die unterschiedlichen Papiersorten befühlen.
Ich will auch Zeitungen, die man sich morgens in Teilen über den Tisch reichen kann und die man zum Beerdigen von Gemüseresten benutzen kann. Wenn sie sich auch inhaltlich verändern werden, weil aktuelle Meldungen längst woanders sinnvoller publiziert werden.
Ich will die freie Wahl haben, ob ich einen Roman als Buch oder als E-Book kaufe. Ich will Bücher, Radio, Fernsehen, Kino und lustige Geräte, mit denen ich ins Internet kann und die vielleicht demnächst noch ganz andere Dinge können – und will nicht auf eins davon verzichten. Weshalb auch?
Buchtotsager, Ihr langweilt mich unendlich mit Eurem »Entweder oder«.
Dass sich Geschäftsmodelle verändern (müssen) und Bücher für manche Inhalte nicht mehr das bestmögliche Medium sind, bezweifle ich gar nicht. Dass die Welt nicht bleibt, wie wir sie kennen, ist beileibe nichts Neues. Gut so! Ich bin ein neugieriger Mensch.
Aber warum sollten wir freiwillig auf etwas verzichten, das wir lieben? Bücher werden geliebt. Ich liebe meine Bücher. Ich will auch weiterhin in einen Buchladen gehen können und ihn mit viel mehr Büchern verlassen als ich wollte. Ich will dickleibige Fantasybrocken neben dem Bett liegen haben und ihn unterwegs in der Bahn als E-Book weiterlesen. Ich will die Vielfalt der Verlage, will Vampirschmonzette, mit kauzigen Detektiven bevölkerte Krimis, versonnen beseelenden Lyrikband und literarische Preziose. Und zwar als Buch UND digital. Kommt mir nun nicht mit Vernunft. Liebe hat mit Vernunft nichts gemein. Lesen ist Liebe.